Attachment Parenting, übersetzt bindungsorientierte Elternschaft, ist der Überbegriff für einen Umgang mit unseren Kindern, der eigentlich gar nichts weiter bedarf, als das Beachten des eigenen Bauchgefühls in Bezug auf die Bedürfnisse unserer Kleinen. So einfach das klingt, so sehr ist vielen Eltern die eigene Intuition in den letzten Jahrzehnten abhanden gekommen – bzw. wurde das Vertrauen der Eltern in ihr Handeln gestört. Zu sehr werden sie von vermeintlich klugen und „gut gemeinten“ Ratschlägen verunsichert und bekommen Angst, womöglich die „falsche“ Erziehungsmethode zu wählen. Dabei ist es so wichtig, dass wir als Eltern die Signale unserer Babys und Kleinkinder, aber auch unserer älteren Kinder, erkennen und verstehen, um so bedürfnisorientiert handeln und erziehen zu können. Denn genau das ist der Grundstein für eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kind.
Bedürfnisorientiert bedeutet dabei nicht, jedem Wunsch des Kindes nachzukommen, sondern seine Grundbedürfnisse zu erfüllen, zu denen bei Babys am Anfang vor allem Milch, Schlaf und Nähe gehören. Auch die Bedürfnisse der Eltern sind ernst zu nehmen und es ist wichtig, hier einen guten Weg für alle Familienmitglieder zu finden.
Viele junge Eltern, die sich heute für eine bindungs- und bedürfnisorientierte Elternschaft entscheiden, machen einiges anders, als ihre eigenen Eltern und Großeltern. Sie streben beispielsweise einen Umgang mit ihren Kindern an, bei dem alle Familienmitglieder, egal welchen Alters, gleichwertig sind und im Rahmen ihrer individuell gesteckten Grenzen mitentscheiden dürfen. Auch werden andere Lösungswege als noch vor wenigen Jahren gesucht und gefunden. Das führt natürlich zu Konflikten zwischen den Generationen, die nicht selten unüberbrückbar scheinen: Unsere Eltern und Großeltern sehen sich möglicherweise einiger Kritik an ihren eigenen Erziehungsmethoden ausgesetzt und sind unter Umständen enttäuscht, dass wir so „undankbare“ Kinder sind, wo sie doch alles gegeben und uns mit viel Liebe und „nach bestem Wissen und Gewissen“ großgezogen haben. „Ihr seid doch auch groß geworden.“ und „Euch hat es doch auch nicht geschadet.“ sind typische Sätze, die regelmäßig in vielen Familien fallen. Neben der mündlich ausgetragenen innerfamiliären Kritik gibt es auch auf Papier gebrachte Gegenansichten, mit denen sich bindungs- und bedürfnisorientiert erziehende Eltern meist automatisch auseinandersetzen müssen (beispielsweise „Warum unsere Kinder Tyrannen werden. Oder: Die Abschaffung der Kindheit.“ von M. Winterhoff).
Selbstverständlich sind auch die Hintergründe des „Attachment Parentings“ in zahlreichen Büchern niedergeschrieben. So ist ein wunderbares „Einsteigerbuch“, welches Eltern bereits in der Schwangerschaft gut lesen können, „Das Geheimnis zufriedener Babys“ von Nora Imlau. Ebenfalls ein großartiger Autor, und gleichzeitig Kinderarzt und Forscher, ist Dr. Herbert Renz-Polster, der unter anderem das Buch „Kinder verstehen“ geschrieben hat. Nicht zuletzt „In Liebe wachsen“ von Carlos Gonzales wird im Zusammenhang mit Attachment Parenting immer wieder als Lektüre empfohlen.
Aber auch im Internet stehen Interessierten verschiedene Websites, Blogs und Facebook-Pages zum Thema Attachment Parenting zur Verfügung.